Eins mit der Natur
von Eylem Özdemir und Berfin Kahraman
Hannah Arendt: Der Raum des Öffentlichen und der Bereich des Privaten
Hannah Arendt unterscheidet zwischen dem Privaten (Bereich des Oikos, privater Haushalt, Familie) und dem Öffentlichen (Raum der Polis, des Politischen), wobei diese Dichotomie bereits mit Beginn des antiken Stadt-Staates durch Platon und Aristoteles angeführt wurde. Dabei bezeichnet die Privatheit den Bereich des Haushaltes, wobei dieser lediglich durch ökonomisches Handeln fortbestehen kann. Das natürliche Zusammenleben im Bereich des Haushalts sei notwendig. Die Menschen, welche keine Existenzängste haben, können sich dem öffentlichen Raum (der Polis) zuwenden, und haben damit die Möglichkeit mit gleichwertigen Mitgliedern der Gemeinschaft frei zu interagieren. Arendt zufolge stellt dieser Raum der Polis eine Grundbedingung für die Freiheit dar, da hier die Einzigartigkeit eines Individuums hervortreten kann und Handeln ermöglicht wird. Mit dem modernen Begriff der Gesellschaft in der Neuzeit, kam es dazu, dass der Bereich des Privaten und das ökonomische Handeln mit dem Raum des Öffentlichen zusammenfiel, wodurch wir seit der Neuzeit jedes politische Gemeinwesen im Bild der Familie (des Privaten) verstehen und alle Angelegenheiten, die zur Privatsphäre der Familie gehörten zu kollektiven Angelegenheiten wurden. Arendt zufolge kommt es in der modernen Massengesellschaft nicht nur dazu, dass der öffentliche Raum, sondern auch der private Bereich „zerstört“ wird, da durch die Expansion des „gesellschaftlichen Raums“ dem Menschen nicht nur ihr Platz in der Welt, sondern auch die Sicherheit ihrer eigenen vier Wände, innerhalb der Familie vor der Welt geborgen zu fühlen, zerstört wird. Das Privatleben beschreibt einen Zustand, in dem man bestimmter menschlicher Dinge, wie der Wirklichkeit, der objektiven Beziehung zu anderen und der Möglichkeit etwas zu leisten, das beständiger ist als leben, beraubt ist. Das Private liegt dabei in der Abwesenheit von Anderen, da der Privatmensch nie in Erscheinung tritt und seine Handlungen keine Bedeutung und Folgen haben. Das Wort privat verliert seinen Charakter, und steht nicht im Gegensatz zum Öffentlichen, wenn es im Zusammenhang zu Eigentum, folglich als Privateigentum aufgeführt wird. Dabei hat das Eigentum auch eine wichtige Rolle im Bezug zum Politischen, da es lange Zeit eine Bedingung zur Zulassung zum politischen Raum darstellte. Das Eigentum ist an einen bestimmten Ort gebunden, wobei eine Familie ohne Eigentum keinen angestammten Platz in der Welt hat. Eigentum ist dabei mehr als eine Wohnstätte, da es als etwas Privates einen verborgenen Ort darstellt, der den Menschen vor dem „Licht“ der Öffentlichkeit schützt. Die Menschen verbringen jedoch nicht ihr Leben dort. Arendt beschreibt, dass es nicht das Innere dieses Bereichs ist, dessen Geheimnis der Öffentlichkeit verborgen bleibt, sondern seine äußere Gestalt, was von außen errichtet werden muss, um ein Inneres zu bergen, was von politischer Bedeutung ist. Damit plädiert Arendt für einen „echten“ privaten Bereich, wodurch ein politischer Raum, als ein Bereich der Freiheit, wo gleichberechtigte Individuen ihre Interessenlagen verhandeln, etabliert wird. Innerhalb des Öffentlichen erschient das Private als ein Eingegrenztes bzw. Eingezäuntes. Pflicht des Öffentlichen Gemeinwesens ist es, diese Zäune und Grenzen zu wahren, welche das Eigentum des Bürgers von dem seiner Nachbarn trennen und sicherstellen. Arendt zufolge war das griechische Gesetz eine Gesetzesmauer und schuf als solche den Raum einer Polis (Stadtstaat als politische Gemeinschaft). Der dunkle, verborgene Raum des Privaten bildete die andere Seite des Öffentlichen. Das Leben eines Sklaven, der zwar Besitz, aber kein Eigentum haben konnte, kann somit als ein des Menschen unwürdiges, als ein unmenschliches Leben bezeichnet werden.
Sommer. Sonne. Ein dichter Wald.
Aus Sicht des Baumes:
Wieder einer dieser schönen Sommertage. An meinen Wurzeln bewegen sich
wieder fleißige Ameisen. Ich spüre den Gang der Menschen, die spazieren. Auf
meinen Ästen bewegen sich Vögel und Eichhörnchen. Ich höre Menschen, die beim
Spazieren reden, und Vögel, die zwitschern. Es ist sehr warm. Ab und zu kommt einen leichten Windstoß, der meine Blätter bewegt.
In der Entfernung sehe ich zwei Personen, die sich umschauen. Sie haben
verschiedene Materialien dabei. Was haben sie vor?
Sie kommen direkt auf mich zu.
Aus Sicht von Sophie:
Endlich frische Luft. Durch die aktuelle Situation sitze ich nur noch Zuhause am
Schreibtisch. Von morgens bis mittags Zoomsitzungen. Zur Universität fahren,
Freunde treffen, Korrekturen durch Professoren und jeden Tag etwas Neues erleben. Alles nur noch digital.
Ich habe mich eben mit meiner Annika getroffen. Wir laufen seit einer Stunde durch
den Wald, um einen Ort auszusuchen, an dem wir was essen und uns gemütlich
unterhalten können. Annika hatte die Idee Materialien mitzubringen, damit wir etwas
zusammenbauen können, um uns von der Sonne zu schützen. Immerhin möchten wir uns einige Stunden dort aufhalten. Da wir uns beide gerne im Grünen aufhalten haben wir uns den Wald ausgesucht. Um die Materialien sichtig zu positionieren benötigen wir etwas, was wir als „Stütze“ benutzen können. Was würde sich besser dafür eigenen als ein Baum, an dem wir unsere Materialien befestigen können und an dem wir und sogar noch anlehnen können.
Wir sind dann EINS MIT DER NATUR.
Wir haben uns nun einen Baum ausgesucht, auf den wir zulaufen. Wir beginnen mit den Materialien, die wir zur Verfügung haben eine Konstruktion zu erstellen.
Endlich mal eine Abwechslung.
ALLE PROJEKTE
well rounded stay Anna von Homeyer, Karla Menzel, Vanessa Unruth Eins mit der Natur Eylem Özdemir und Berfin Kahraman
EIN MENSCH EIN PARKPLATZ Lya Obert, Bongkwan Kang, Maxim Yurin
Shroomy Carlo Lambrecht, Jannik Gießing, Marie von Wirth
Distance to go Jana Grund, Hannah Schulte
Der Kuleschowsche Raum Marc Wiegand, Nicolas Kaup
Coquille sur le banc Greta Krappen, Jana Huck, Kim Tram Nguyen
digifinity Tobias Barton, Patrick Bellartz
THE CURTAIN ISLAND Marvin Daniels, Anjana Tuladhar
OUTDOOR WORKING SPACES Alexandra Klein, Constantin von Martial
laTent Leon Bischoff, Jakob Schaefer
Tentes de Deueleuze et Guattari Frederick Cornelius, Kai Lehr
Parasitäre Stadtbesetzung Jan Rolink, Simon Gladbach
Kletterbaum Joyce Lindner, Coleen Grabowski
Elevate Florian Meyer & Eric Pohle