Kunst ist der Schlüssel

Ein Interview von Alexander Scho
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Wie bist du auf die Idee gekommen Schauspiel zu studieren?

 

Wie bist du auf die Idee gekommen Schauspiel zu studieren?

Es war auf jeden Fall schon immer mal ein Traum, Schauspieler zu werden. So die erste Idee war damals, mit 12 wollte ich Nachrichtensprecher werden, bin dann aber doch in der Automobilbranche gelandet. Und habe mal alles Mögliche ausprobiert, und vor einem halben Jahr, stand ich dann vor der Entscheidung bleibe ich jetzt bei Mercedes, oder mache ich etwas ganz anderes…

Dann habe ich mal so reflektiert, was ich so am Liebsten in meinem Leben gemach habe, und es war definitiv Kunst.

Ob es Musik war, meine Stimme zu verstellen, oder den Klassenkasper zu spielen oder sonst irgendwas. Und dann habe ich mich mit meinen Freunden kurzgeschlossen, ich habe auch eine Schauspielerfreundin, die sehr erfolgreich ist, und die hat gesagt mach es doch einfach.

Dann habe ich mal so ein bisschen umgeschaut, was es da so gibt, staatliche Schulen, dann kam für mich direkt Köln als Idee, weil hier der Felix wohnt ein Freund von mir, und einen Monat später, bin ich hier her gezogen, und habe an einer Schauspielschule angefangen.

Ich gehe davon aus, dass dein Interesse für Kunst eher interdisziplinär ist, wie du es eben beschrieben hast, gibt es da eine spezielle Motivation zu?

Ja, also auf jeden Fall habe ich bemerkt, dass so Künstler die mich begeistern, oder Künstler die gerade im geschehen, oder Künstler die in der Zeit irgendetwas bewegt haben, dass die irgendetwas bewegt haben, mit ihrer Kunst.

Und das sie Sachen in den Menschen ausgelöst haben, und das ist das, was mich an der Kunst so fasziniert.

Ob das Musik ist, oder ob das malen ist, ja, oder ob das jetzt ist, das jemand einfach eine politische Einstellung auf ein Bild bringt, die man so jetzt zum Beispiel nicht unbedingt machen würde, oder vielleicht sogar sagen würde, aber die Kunst schafft so eine Parallelwelt, in der man das darf. Hier darf ich in einem Film zeigen, wie ein Kind vergewaltigt wird, von irgendjemandem. Und kann zeigen, dass das Schlecht ist, ohne es dafür wirklich tun zu müssen, weist du.

Und das ist so das, was mich an der Kunst so fasziniert, dass ich alles machen darf.

Mein Rektor hat gemeint, oder meint es gibt keine Regel in der Kunst, es gibt auch keine Grenze so, es ist alles Erlaubt. Das finde ich das Spannende, warum ich auch mich entschieden habe, Künstler zu werden. Ich will nicht sagen, dass ich einer bin, aber ich bin auf einem guten Weg dahin.

Das liegt in der Regel an anderen, das zu Entscheiden.

Ja.

Das ist ein interessanter Punkt, mit seiner Kunst den Menschen eine gewisse Leitidee an die Hand geben…

…auch einfach nur zum Nachdenken anregen. So ich meine jeder Mensch erzeugt ja sozusagen, seine eigene Realität. Also in dem Irrglaube zu leben, das wir alle einer Wahrheit folgen, oder sowas, ja oder in einem System sind, finde ich… finde ich quatsch.

Weil, lass mal 20 Menschen eine Bild angucken, und es danach beschreiben. Oder lass mal 20 Menschen einen Song anhören, was da für ein Gefühl entwickelt worden ist, das wird immer anders sein. Jeder Mensch… für jeden Menschen ist ein Blau anders. Für jeden Mensch sieht das Auto anders aus oder für jeden Mensch klingt ein Geräusch anders, der eine sagt, boa voll schön, der andere sagt, boa, voll nervig.

Ja und deswegen, denke ich, dass doch jeder eine eigene Realität erzeugt, nur ist die Kunst eben der Schlüssel dazu es allen Menschen preiszugeben.

Zu sagen, hey guck mal her so sehe ich meine Welt, oder hör mal so klingt meine Welt, oder so schmeckt meine Welt. Ich finde Kochen ist auch eine Art von Kunst.

Glaubst du, dass Kunst ohne Zeitgeschehen, und Kontext existieren kann?

Naja für mich ist Zeit erstmal relativ, das ist ein riesen Thema, ich mache mir darüber viele Gedanken, was Zeit eigentlich ist.

Dafür muss man erst einmal verstehen, was ist Kunst und was ist Zeit. Ich weiß nicht ob ich das verstehe, aber in meiner Welt, ist es so, dass ich Zeit eher so als Richtlinie nehme. Das ist so ein cooles Tool, was ich benutzen kann, um Dinge zu erledigen zum Beispiel. Aber ich denke, dass ich sonst ziemlich zeitlos lebe. Sondern eher mich darauf zu konzentrieren, dass ich im Moment bin.

Der Moment, ist zwar auch eine zeitliche Angabe, aber ich bin nicht so vor und zurück, ja 3 Uhr verabredet, und… deswegen glaube ich, dass Kunst ohne Zeit auch funktioniert.

Auch ohne Kontext?

Ja, ich habe mir einmal überlegt, ein Taschentuch auszubreiten, und in einen Bilderrahmen zu machen, und einen Kuss und, mit Lippenstift darauf zu machen. Und davon 20 Stück. Wo ist da der Kontext? Oder Zeit, was ist da? Da würden manche sagen, toll, kann ich auch…

Ich würde in dem Zusammenhang sagen es ist eine Botschaft, der Zusammengehörigkeit, der Liebe, es ist ein Symbol, welches relativ simpel verstanden wird, was als Gruß und liebevoll verstanden wird.

In meiner Welt war es einfach nur die Idee, mit einem Lippenstift, sich die Lippen anzumalen, und Taschentücher zu beknutschen, und das in einem Bild aufzuhängen. Das war. Und das ist das, wo wir wieder zum roten Faden zurückkommen, das ist für mich dann Kunst. Weil dann so viele Menschen anfangen, sich darüber Gedanken zu machen.

Die fangen an darüber Nachzudenken. Manche Leute fangen an zu interpretieren, Hmm… krass… was hat er sich jetzt wohl dabei gedacht? Wofür steht das Taschentuch, oder fangen an, vielleicht sogar an dem Bilderrahmen rumzurätseln, den ich mir für 12 Euro beim DM hole weißt du, das ist das geile an Kunst. Und wenn ich das jetzt eben mit Themen mache, die nicht so belanglos sind, sondern dann eben in die politische Ebene gehen, oder in die menschliche oder in die Gesellschaftsebene, oder einfach eben in die freie Künstlerische Ebene…

Ja.?

…dann errege ich die Menschen zum Nachdenken.

Also ist es quasi der Impuls?

Kunst ist der Impuls.

Ich habe mal aufgeschrieben, im Sprachunterricht hat, sollten wir einen Satz aufschreiben, der uns durch den Kopf furzt und mein Satz war: „Die Freiheit ist der Weg zur Kunst.“

Und dann habe ich den noch einmal Reflektiert, weil ich weiß nicht woher der gekommen ist, der war halt da, ich weiß auch nicht ob er sonderlich intelligent klingt, aber der ist halt da. Und dann habe ich mir noch überlegt, vielleicht ist auch die Freiheit, also die Freiheit ist der Schlüssel zur Kunst, oder die Kunst ist der Schlüssel zur Freiheit.

Nämlich zu tun und lassen, was du denkst. Und sagen zu können was du fühlst oder Ausdrücken zu lassen, was du fühlst und manche Menschen verstehen das. Und regen dadurch vielleicht, bei sich selbst an…

Kabarett ist auch sowas. Ist auch Kunst, die regen immer zum Denken an die sind immer, die müssen nur einen Satz sagen, und dann fangen die Leute an, sich zu denken, boa entweder jetzt bin ich dumm, oder sie fangen halt an sich Gedanken darüber zu machen, und darüber zu reden, und da komme ich dann auch wieder zu dem Thema Bildung.

Ich glaube, wenn wir uns mehr in der Kunst bilden würden, so allgemein die Menschen, wenn wir uns mehr damit beschäftigen Kunst zu betreiben, dann würden wir uns viel viel mehr bilden. Weil es ist nicht wichtig, ich kann es nicht mehr hören, ob mal Hitler die ganze Welt erobern wollte, ich kanns auch nicht mehr hören, das es mal eine Mauer gegeben hat, die dann eingerissen worden ist, ich kann es nicht mehr hören. Es interessiert mich einfach nicht, weil es so vergangen ist.

Ja ich hab es einmal gehört, ich habe es einmal gesehen, ich habe es einmal Verstanden. Okay aber das ist jetzt nicht mehr aktuell. Und deswegen, denke ich so, die Kunst ist das Mittel um sich mal mit Dingen zu beschäftigen, die hier sind, aktuell so hier, da brennt es. Guck mal fang mal was damit an.

Ich empfinde Kunst als etwas sehr Intimes, Persönliches, geht es dir in dem Zusammenhang, um eine Art emotionale, persönliche Bildung?

Ja, ich sag immer, wenn ich mal Kinder habe, will ich denen beibringen, wie man lernt, und nicht was sie lernen sollen, ich will ihnen nicht verbieten, nein du darfst das nicht, weil das macht man nicht, das ist Bullshit. Warum macht man das nicht, es geht doch um dich, den Menschen.

Um noch einmal zum Schauspiel zurück zu kommen, die Rollen in welche du schlüpfst, ist die Grenze klar zu definieren, zwischen der Rolle und deinem Ich?

Da gibt es viele Antworten darauf, und da gibt es auch viele Menschen die sich mit dem Thema befasst haben, aus denen ich meine Informationen gesaugt habe, zum Beispiel, Torch der einen Song geschrieben hat, wer ist bin. Oder Kinski der sagt, ich spiele nicht, ich bin das. Und deswegen bin ich nichts. Das sind schöne Sachen, so, aber ich projiziere das jetzt nicht unbedingt auf mich. So krank und absurd, die Rollen auch sein mögen, die ich da spiele, in einem gewissen Rahmen fühle ich das. In dem Moment, und das ist, dass abgefahrene am Menschen.

Meiner Meinung nach sind wir alle Schauspieler. Alle tragen irgendwelche Masken. Verschönern Dinge, verändern Dinge, lügen. Manche lügen auch schön. Aber so bei mir ist das so, dass ich, durch meine Freiheit sehr ehrlich bin. Sehr ehrlich komisches Wort, sehr… das ich ehrlich bin.

Und… ja da habe ich letztens erst eine Diskussion drüber gehabt, wie kann ich sehr ehrlich sein? völliger Schwachsinn, entweder bist du ehrlich oder halt nicht, ja.

*…Mikro fällt um…*

Ui, malwieder…

Schnitt, ähm… Ehrlichkeit als übergeordnetes Maxim?

Ja. Definitiv. Also jeder Mensch lügt, erwiesener Weise 16-mal am Tag. Nur langweilt mich das, mich langweilt Lügen. Also klar gibt es bestimmt Momente in denen ich mich rausrede, in denen ich Sachen schön rede, das ist das, an diesem Ich, wo ich jetzt drauf zurückkommen wollte.

Dass die Menschen sich ihr ich kreieren und die glauben so fest daran, und reden sich das so fest ein, das die Rolle perfekt einstudiert ist. So je älter man wird, du je mehr man erfährt, oder Menschen erfahren oder viel mehr je mehr ich erfahre, ich kann nur von mir reden, umso mehr habe ich mir dieses Davide Bild zusammen gepuzzelt.

Und da gab es sogar lügen Konstrukte, Geschichten die ich erlebt habe, aber die ich so manipuliert habe, dass ich mir manchmal vorkam, wie so ein voll Arsch. Und dachte so, krass, so hast du das einfach nicht erlebt, aber du hast es so oft so erzählt, dass du es am Ende selbst glaubst.

Und das ist das Geile, ich glaube, dass dieses Ich eine ziemlich coole Story ist die jeder so auf sein Skript schreibt.

Und bei den einen ist es ein bisschen Actionreicher, bei den anderen ist es ein bisschen sentimentaler, dann gibt es die Romanzen, was wie ich was.

Und diese Ichs sind sehr gut geschriebene Rollen.

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