Theresa Glück und Janina Hofius

über „VinziRast MITTENDRIN“ vom Architekturbüro gaupenraub
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Architekt Alexander Hagner vom Architekturbüro gaupenraub begann im Jahre 2012 ein Projekt zu realisieren bei dem Obdachlose und Studierende ein 200 Jahre altes Biedermaierhaus mitten in Wien gemeinsam renovieren und im Anschluss dort gemeinsam wohnen, arbeiten und leben.

Theresa Glück schreibt:
Entstanden ist die Idee durch den Plan des Pfarrers Pucher in Wien ein Vinzi Dorf zu bauen, wie er dies bereits in Graz realisiert hatte. Vinzi ist eine Gemeinschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat in ganz Österreich die Obdachlosigkeit zu überwinden. Während der Studentenproteste 2009, wurde das Audimax der Uni Wien besetzt. Obdachlose Menschen kamen dazu, nächtigten dort und gestalteten die Besetzung aktiv mit. Nach Ende der Besetzung gab es seitens einiger Studierender den Wunsch, den Austausch und das Miteinander fortzusetzen.
Alexander Hagner, der schon immer ein Dorf für Obdachlose bauen wollte, nahm sich dem Wunsch der Studierende und er Idee Puchers an. Für Hagner liegt die Lösung nicht einfach in Wohnräumen mit gemeinsamen Gängen. Man muss sie dort abholen, wo sie sind und das ist die Straße. Das heißt, so ein Haus für Obdachlose muss maximal niederschwellig sein. Das erste was Hagner tat war das Aufsuchen der „Gruft“, eine Einrichtung für Obdachlose in einem Keller einer Kirche. Dieser Schritt hat für ihn eine riesige Schwelle dargestellt die er mit Unbehagen übertrat. Das Gegenteil sollte mit dem Projekt VinziRast entstehen. Niemand soll in dieses Haus gehen und das Gefühl haben, er muss eine große Schwelle überschreiten. Man soll durch die Schaufenster im Erdgeschoss genauso gut hinein wie raus sehen können. Die Tische sind so angordnet, dass niemand dem Schaufenster den Rücken zuwendet und es gibt eine lange Theke, an die man sich setzen kann ohne lange überlegen zu müssen, welchen Tisch man wählt. Eine niederschwellige Geste als Orientierungshilfe im Raum. Pro Stockwerk gibt es eine Gemeinschaftsküche und –wohnzimmer. Studierzimmer, Werkräume und Dachgarten ermöglichen vielfältige gemeinsame Aktivitäten. Das lichtdurchflutete Dachatelier mit Dachgarten und Gemüsebeet ist ein ganz außergewöhnlicher Ort. Hier finden externe und interne Veranstaltungen statt.

Das Projekt lebt voller Reize, so haben Obdachlose andere Ideeen und Zukunftsvorstellungen als Studierende. Die einen wurden von der Gesellschaft aufgegeben während die anderen Hoffnungsträger sind. Der ehemals Obdachlose Markus, der beim Umbau mit half war Schwerstalkohliker, jetzt bewirbt er sich als Möbelpacker.
Alexander Hagner sieht sich als Teil einer Stadt, Nutzer einer Stadt und hat Mitschuld an dem, was an „Elend in den Straßen da rumhängt“. Als Architekt nutz er sein Potetntial, wobei ihm eine Leitidee sehr wichtig ist „Ich mache nicht etwas für dich, sondern mit dir! “

Janina Hofius schreibt:

„VinziRast-Mittendrin“. Ein Projekt des Architekten Alexander Hagner vom Architekturbüro Gaubenraub. Es handelt sich um ein 200 Jahre altes Biedermeierhaus in Wien, das er zusammen mit Studenten und Obdachlosen renoviert. Nach Fertigstellung sollen sie dort gemeinsam leben und arbeiten können. Er wollte schon immer ein Obdachlosendorf bauen. Seiner Meinung nach muss ein Haus für Obdachlose extrem niederschwellig sein. Somit ist für ihn das alte Haus die ideale Grundlage. Sein Ziel ist die Aufhebung der Schwellen. Erreichen will er das beispielsweise durch große Fenster im Erdgeschoss. Sie stellen eine Verbindung nach außen dar. Die Stühle im Gastraum sind so angeordnet, dass kein Gast mit Rücken zum Schaufenster sitzt. Eine große Theke direkt am Eingang. Diese subtile Maßnahmen machen für ihn den Unterschied.

Seine Meinung ist: Beim Thema Obdachlosigkeit ist die Arbeit von Architekten gefragt. Obdachlosigkeit bedeutet kein Dach über dem Kopf. Architekten Bauen Dächer. Er will seine eigene Machtlosigkeit bekämpfen. Er ist Teil der Stadt. Somit hat er eine Mitschuld am Elend auf der Straße. Er will seine Fähigkeiten nutzen um zu helfen. Sein Ziel ist es, dass Menschen, die Obdachlosen helfen wollen, durch das Projekt die Möglichkeit bekommen. Seiner Meinung nach kann eine Beziehung zwischen den Menschen durch diese unprofessionelle Form der Unterstützung entstehen. Es geht im um Freundschaft und Gemeinschaft.

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