von Jill Voss und Metin Adiyaman
„Ästehtik des Performativen -Die Wiederverzauberung der Welt“
Das siebte Kapitel „Die Wiederverzauberung der Welt“ aus dem Buch „Ästhetik des Performativen“ von Erika Fischer-Lichte handelt von der theoretischen Grundlage der „Ästhetik des Performativen“. Sie benennt die Ereignisse einer Aufführung als eine „Wiederverzauberung der Welt“, also eine Ver-wandlung der Beteiligten. Fischer-Lichte erwähnt dafür zwei ausschlaggebende Schlüsselbegriffe, die eine solche Wiederverzauberung erst möglich machen. Sie bilden das „konzeptuelle Grundgerüst“ (S.318 Z.8) der Ästhetik. Diese teilen ihren Text in zwei Abschnitte. Im ersten Teil erläutert sie die Bedeutung einer Inszenierung und im zweiten den Begriff der ästhetischen Erfahrung.
Erika Fischer-Lichte beschreibt in ihrem Text die Entwicklung des Begriffs der Inszenierung seit der Antike bis heute. Der Begriff selbst wird dennoch erst im 19.Jahrhundert geprägt (S.318). Die Inszenierung beschreibt den Vorgang bzw. Prozess bis zu einer Aufführung. Diese bedarf eine Beteiligung von mehreren Personen und eine sorgfältige sowie fein abgestimmte Vorbereitung. Je mehr Personen und je komplexer die literarischen Werke, desto aufwendiger ist die Einstudierung. Die Verantwortung lag, wie auch heute, meist bei einer Person. Die Regisseure genossen mit der Zeit ein immer höheres Ansehen und sie erhielten das Privileg politische und militärische Ämter zu bekleiden. Die Tätigkeit wird mit dem eines Schöpfers gleichgestellt.In einem nächsten Abschnitt geht sie näher auf die Beziehung zwischen der Inszenierung und der darauffolgenden Aufführung ein. Daraufhin nennt sie ein Zitat von August Lewald um den Begriff „In Szene setzen“ zu erklären. Die Kunst des „in Szene setzen“ ist eine ästhetische Idee durch entsprechende Darstellungsstrategien in eine reale Darstellung zu überführen.
Die Aufgabe der Inszenierung ist jedoch Bewegung in die jetzige Gegenwart zu führen und sie in Erscheinung treten zu lassen.
Daraufhin vergleicht und erörtert sie verschiedene Meinungen und führt dabei zahlreiche Zitate auf. Unter anderem von August Lewald, Wolfgang Iser und Jaques Copeau. Sie selbst definiert die Inszenierung als „den Vorgang der Planung, Erprobung und Festlegung von Strategien, nach denen die Materialität der Aufführung performativ hervorgebracht werden soll“ (S. 327). Diese sollen das „Sein“ in Erscheinung treten lassen. Trotzdem bilden diese einen möglichen Freiraum für spontane und nicht-inszenierte Handlungen und Situationen während einer Aufführung, wodurch die Aufführung selbst zu einem Zufallsprodukt einer experimentellen Inszenierung wird. Dadurch entsteht ein fortlaufender Prozess, der in sich selbst geschlossen ist und wieder
auf den Beginn zurückführt. Zum Schluss des ersten Teils geht sie auf eine weitere Komponente der Inszenierung ein. Sie besagt, dass die Inszenierung darauf angelegt ist die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu
lenken, dies aber keine Macht über die wirkliche Aufmerksamkeit der Zuschauer hat. Diese obliegt beim Betrachter selbst. Durch mögliche nicht-inszenierte Situationen kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer ebenfalls abgelenkt werden.
Zusammenfassend sagt Erika Fischer-Lichte, dass der Begriff der Inszenierung auch auf nicht-künstlerische Bereiche wie Ausstellungen, Sport oder Konzerte angewendet werden kann. Mit anderen Worten beschreibt der Begriff eine „ästhetische Arbeit in allen denkbaren Aufführungsarten“ (S. 331).
Im zweiten Abschnitt ihres Textes erörtert Erika Fischer-Lichte den Begriff der „ästhetischen Erfahrung“. Diese ist neben der Inszenierung ein wich-tiger Bestandteil und unumgänglich für eine Wiederverzauberung. Die Zuschauer müssen für eine solche Transformation ihre „Verstehensleistungen“ (S.362) ablegen und sich ganz dem gezeigten Hin-zugeben, ohne zu Hinterfragen und es erklären zu wollen. Zum Schluss ruft sie den Leser auf das Verhältnis zwischen sich selbst und der Welt zu hinter-fragen und „sich im Leben aufzuführen wie in den Aufführungen der Kunst“ (S.362).