Videoresearch als Tool der Analyse.
Bewegte Bilder können fesseln. In kürzester Zeit können sie eine große Menge an Informationen liefern und gemeinsam mit Ton auch räumliche Atmosphären transportieren. Zusammenhänge lassen sich künstlich neu zusammensetzen und ermöglichen so das Entwerfen eines immateriellen Raumes. Richtig eingesetzt kann das Medium Video auf emotionale Weise Inhalte vermitteln und ist daher ein gutes Analysewerkzeug.
FLEXIBLER RAUM
Videoresearch von Christiana Helfrich und Theresa Brune
Das gezeigte Video bezieht sich auf den Text von Immanuel Kant aus dem Buch: „Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften“. Dieser ist in drei Teile a) – c) gegliedert, was wir gleichermaßen in unserer Aufnahme berücksichtigt haben. In der ersten Aufgabe arbeiteten wir zweidimensional und symbolhaft. Durch das Video veranschaulichen wir den Inhalt nun auf dreidimensionaler Ebene. Zudem haben wir uns intensiv mit den Aussagen Immanuel Kants und deren Bedeutung in Bezug auf das Weltall beschäftigt. Der Text setzt sich hauptsächlich mit der Thematik der flexiblen Räume auseinander. Wir haben versucht diese Thematik in unserem Video abzubilden Die Übergänge der Verformungen sind durch offene und fließende Grenzen gestaltet, um Raum für eigene Interpretation zu ermöglichen. Zudem zeigen wir keine „klassischen Räume“, sondern abstrakte räumliche Konstrukte, wie sie Kant in seinem Text ebenfalls einsetzt und umschreibt. Das Material soll flexibel und verformbar sein, um die vorher getroffenen Aussagen zu reflektieren und zu untermalen. Weiterhin sind Knete und Alufolie weiche und leichte Materialität, die einen Bezug zur Schwerelosigkeit schaffen. Unsere Umwandlung des Modells unterstreichen wir durch den Einsatz einer Lichtkonzeption. Hierbei vermitteln wir dem Zuschauer eine Assoziation des natürlichen Sonnenlaufes auf der Erde, wodurch Bezug zu einem bekannten und natürlichen Ablauf hergestellt wird. Außerdem rufen Licht‐ und Schattenräume Bereiche der Offenheit und Verborgenheit hervor. Es entstehen wechselnde Raumkonstellationen, die das Modell in seiner Umgebung in verschiedene Zusammenhänge versetzen. Weiterhin veranschaulichen wandelnde Schattenbereiche die Gegebenheit der Dreidimensionalität. Der Einsatz von szenengerechten Klängen unterstreicht einerseits die Wandlungsfähigkeit unseres Modells, andererseits geben die Töne die Eigenschaften der Atmosphäre wieder. Die eingespielten Höhen und Tief verleiten den Zuschauer außerdem dazu, freie und individuelle Emotionen zu zulassen. Zusammenfassend soll die Aufnahme den Zuschauer dazu verleiten, Räume in verschiedenen Zusammenhängen zu betrachten, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Ansichten zu sehen sowie unter divergenten Umständen und andersartigen Umgebungen aufzunehmen.
VIDEORESEARCH SABINE ALBERT UND KEVIN BROST
Das 90 sekündige Research-Video zu Villem FLussers Essay „Räume“ aus dem Jahr 1991 stellt die Abfolge und den Aufbau der von Flusser beschriebenen Dimensionen dar. Unser Ziel war es, das Anfangsstadium aus dem Text (Würmer im Kambrium) in das Videomaterial zu übertragen und mit fortlaufender Zeit immer mehr Dimensionen und Räume zu erschließen bzw. darzustellen. Dies geschieht in unserem Fall durch hinzufügen von Farben und übereinanderlegen von dem Videomaterial. Im Prinzip gibt es fünf Einzelvideos die nach und nach übereinander gelegt werden (genau wie die Dimensionen im Text) und ein neues Bild erzeugen. 1_weißes Raster 2_ Mehlwürmer auf einer Glasplatte unter weißem pulsierendem Oberlicht 3_Mehlwürmer unter farbigem Licht 4_ Lamettastreifen unter wechselndem Licht 5_Oberlicht mit wechselndem Farben, pulsierend Genau wie im Text eröffnen sich für uns mehr Dimensionen und ein anderes Verständnis für diese. Es wird nicht mehr nur orthogonal gedacht, sondern mehr wie Netzwerke und Datenbahnen, welche ja auch überwiegend im virtuellen Raum vorkommen. Das Ganze soll nicht greifbar und nicht sehr materiell wirken, sondern eher virtuell. Neben dem Übereinanderlegen des Videomaterials nimmt auch die Klangvielschichtigkeit in der Soundkulisse zu. Das Windspiel zum Ende hin symbolisiert hierbei die Netzwerke in Kombination mit dem Lametta. Es gibt einen Zeitstrahl, der in den 90 Sekunden von unserem Anfangsstadium des Lebens (Würmer), bis hin zu unseren zukünftigen Dimensionen (Internet) reicht.
FADING BORDERS
Videoresearch von Nastassja Daun und Justus Müller
Die Grundlage unserer Textresearch, ‚Das Recht als Einheit von Ordnung und Ortung‘ von Carl Schmitt befasst sich mit dem Ursprung jeglicher rechtlichen Ordnung im menschlichen Zusammenleben. Laut Schmitt besteht dieser in der Landnahme durch den Menschen, durch Sippen, durch Völker. Diese Landnahme ist seiner Meinung nach der erste Schritt hin zu damit verbundenen Besitzansprüchen, welche wiederum die Basis für wahrnehmbare Grenzen bilden. Dieses ‚Raum-Ereignis‘ wiederholt sich im Laufe der Geschichte in Form von ‚Seenahme‘ und später in ‚der Möglichkeit einer Herrschaft im Luftraum‘. Mit diesen territorialen Ansprüchen wuchs der Bedarf nach einer Form von Recht, die diese Ansprüche ordnet, der Grundstein heutiger Rechtssysteme sei somit gelegt worden. Im Rahmen unserer Videoresearch greifen wir das Thema der durch Landnahme entstehenden Grenzen auf, Grenzen die zunächst zweidimensional sind. Auch die Erweiterung durch die von Schmitt beschriebene Seenahme dehnt diese Dimensionen zunächst nur aus. Somit ist der Ausgangszustand unseres Modells ein zweidimensionaler, welcher auf abstrakte Weise die beschriebenen Grenzen darstellt. Mit dem ‚3. Raum-Ereignis‘, genauer der Möglichkeit zur ‚Herrschaft im Luftraum‘ bekommt die Betrachtung eine weitere Dimension. In unserem Modellvideo wird dieser Umstand durch die einfache Rotation des Ausgangsmodells dargestellt. Die zunächst langsame Rotationsgeschwindigkeit wird konstant erhöht bis der eigentliche Umriss nicht mehr klar zu erkennen ist. Hiermit sollen die in einer globalisierten – sich immer schneller drehenden – Welt verschwimmenden Grenzen symbolisiert werden. Gleichzeitig wird eine neue geometrische Figur wahrnehmbar, zwei Sphären die sich einen Tangentialpunkt teilen. Dieses Rotationszentrum der Figur, als klar definierter Punkt sichtbar, verbildlicht die Ortung. Zwar stellt diese laut Schmitt ein ‚erdgebundenes‘ Phänomen dar, jedoch marginalisiert der Ausblick in die Zukunft diese Annahme und es stellt sich die Frage der Ortung im Raum, sobald dieser Begriff die Grenzen der heutigen Welt verlässt. Somit symbolisiert das Zentrum unseres Modells auch die Ortung im ‚Raum‘ zwischen zwei Welten.
place to be
Ein Fim von Mark Duda und Anna Rifahi
Fernand Braudel: Geohistoire und geographischer Determinismus
In der vorangehenden grafischen Analyse haben wir uns damit auseinander gesetzt welche Aussagen der Text von Fernand Braudel hergibt. Eine der zentralen Aussagen war die, dass sich der Mensch an seine Umgebung anpasst und die Umgebung das Verhalten des Menschen beeinflusst. Anstatt darzustellen, wie sich der Mensch in die Umgebung einfügt, wollten wir in unserer Video-Research untersuchen, welche Konflikte entstehen, wenn der Mensch sich seiner Umgebung nicht anpasst. Wie verhält sich das Umfeld? Welche Emotionen entstehen bei der Betrachtung einer solchen Szenerie? Um eben diesen Konflikt zu untersuchen wählten wir einen stark belebten Platz, welchen die Passanten normalerweise einfach überqueren, ohne dem Platz oder den anderen Passanten großartige Beachtung zu schenken. Dies ist das normale Verhalten an solch einem Platz. Entgegen dem „normalen“ Verhalten platzierten wir uns zentral auf diesem Platz und verweilten sitzend eine gewisse Zeitspanne, um eben den gewünschten Konflikt zu erzielen. Zur Verstärkung des räumlichen Konfliktes hinterlegten wir das Video mit einem Wellenrauschen, welches üblicherweise auch nicht in einer Stadt anzutreffen ist. Die Wellen sind die Passanten, die an einem Felsen (in diesem Fall einer aus unserer Gruppe) anbranden. Um unsereins hervorzuheben entzogen wir den Passanten und der Umgebung weitestgehend die Farbe, um in der breiten Masse einen farblichen Kontrast darzustellen. Die erhöhte Position der Kamera dient der Aufnahme einer Totalen, um die gesamte Situation besser zu überblicken.
Videoresearch von Ebru Kocatepe und Marie Fuchs
über: 1440 – DAS GLATTE & DAS GEKERBET GILLES DELEUZE & FÉLÌX GUATTARI Die erste Szene unseres Videos zeigt mehrere Glitzerpartikel, die durch einen Impuls immer wieder bewegt werden. Sie stellen den gekerbten Raum dar, da sich dieser hauptsächlich durch Punkte auszeichnet und Strukturen wie Linien überordnet. Um diese These zu verdeutlichen, zeigen wir wie sich durch einzelne Punkte eine ‚Wolke’ bildet und sie so als zusammenhängender Raum wahrgenommen wird. In der zweiten Szene sieht man weiße Farbe, die sich in einem Wasserbehälter auflöst. Hier ist der Glatte Raum dargestellt, der sich durch Linien und Ordnung definiert. Weitere E i g e n s c h a f t e n d i e s e s R a u m e s b e s t e h e n i n s e i n e r Grenzenlosigkeit, der darauffolgenden kontinuierlichen Veränderung und seiner Vergleichbarkeit mit dem Meer. Um diese Gegensätze zu betonen, haben wir uns für die weiße Farbe entschieden, da sie normalerweise genutzt wird, um zu malen und bestimmte Linien zu erschaffen. Doch sobald man sie im Wasser auflöst, entfaltet sie sich in ihrer Grenzenlosigkeit und verändert sich kontinuierlich. Die dritte Szene stellt noch einmal die Glitzerpartikel dar, die sich mit dem Wasser vermischen. Dies soll die These verdeutlichen, dass sich der glatte Raum während seiner Vermischung immer mehr in den gekerbten Raum verwandelt. Durch diese Vermischung entsteht Harmonie, die durch die gleichmäßige Bewegung der Punkte sichtbar wird. Dies wird auch oft mit Musik verglichen. In der vierten Szene wird darauf eingegangen, wie die Vermischung für den gekerbten Raum abläuft. Hier sind die Linien den Punkten untergeordnet, was durch die Auflösung der Farbe betont wird, da die bekannte Struktur verschwindet.
EXIT ATMOSPHERE
Ein Film von Max Lucas und Levin Jakobs
Videoresearch zum Text Das Auge und der Geist von Maurice Merleau-Ponty
Idee: Das Objekt soll, wenn es die Atmosphäre und damit den von uns für bekannte Arten natürlichen Lebensraums verlässt, nicht mehr voll wahrnehmbar sein und sich langsam vor den Blicken des Unbekannten schützen. Konzept: Weiße Röhren/Kapseln vor einem Greenscreen Auftauchen der Atmosphäre Objekte werden mit grüner Farbe überzogen und so für den Betrachter des Films nur Schemenhaft sichtbar
CONTINIUOUS TRANSFORMATION
Videoresearch von Caroline Fuchs und Daniela Martz
Der Text „Praktiken im Raum“ von Michel de Certeau setzt sich mit der Unterscheidung zwischen Ort und Raum auseinander. In einem Ort hat jedes Element seinen eigenen, klar definierten Raum; die Elemente existieren nur nebeneinander. Es sind feste Punkte, die sich durch ihren reglosen Körper definieren, dadurch entsteht Stabilität. Bedingt durch Aktionen und Bewegungen wird der Raum verzeichlicht. „Der Raum ist ein Ort, mit dem man etwas macht.“ Es ergibt sich dadurch ein Wechselspiel zwischen Raum und Ort. Das ruhige, klare Wasser zu Beginn des Videos stellt einen Ort dar, welches im Verlauf verändert wird – durch Hinzufügen weiteren Wassers und der Farbe stellen sich immer wieder neue Räume ein. Solange das Wasser durch die Farben in Bewegung gehalten wird, ist es ein Raum und kann nicht zum Ort werden. Durch Verändern des Ortes kann dieser nicht wieder zu seiner ursprüglichen Form zurückkehren. Am Ende, wenn sich die Farben mit dem Wasser vermischt haben und das Wasser zum Stillstand kommt, stellt sich ein neuer Ort ein, der nicht mehr seinem Ursprung gleicht. Die Musik unterstreicht dabei die Übergänge von Ort zu Raum und umgekehrt, sowie die Stimmung während der Veränderungen. Des Weiteren werden durch die Musik und die unterschiedlichen Schnelligkeiten innerhalb des Videos auch neue Räume geschaffen, da sich das Wechselspiel von Ort zu Raum und umgekehrt nicht nur durch sichtbare Handlungen ergeben kann, sondern auch durch unsichtbare Faktoren, wie Klänge oder die Zeit.
DER HÜHNERKOSMOS
Video Research von Sophie Passon
Die Video Research zu Jurij Lotmans Text „Künstlerischer Raum, Sujet und Figur“ geht darauf ein, welche Grenzen wir tagtäglich überschreiten. Das Video gewährt Einblick in den Alltag einer Hühnergruppe, in welcher der Hahn die Rolle des Helden einnimmt. Allen voran überschreitet er Grenzen, entdeckt neue Räume in Form von erweiterten Gehegen und zuletzt die Umwelt außerhalb der Grenzen und Zäune. Währenddessen wird er einzig gesteuert von seinen Grundbedürfnissen. Er zeigt uns alle Dinge, die ein Huhn beschäftigt: Schlafen, Fressen, Bewegung, Fortpflanzung und die Kontrolle über die Gruppe. Er kennt kein gestern und kein morgen, er kennt nur seinen Kosmos und kehrt immer wieder zurück in den Schutz des begrenzten und umbauten Raumes. Diese animalischen Grundbedürfnisse reichen völlig aus, um zu ÜBERleben. Das LEBEN, welches uns von den Tieren unterscheidet, ermöglicht uns erst unser Geist. Er kennt keine Grenzen und keine Zäune. Er lässt uns neue Räume entdecken, erforschen und durchschreiten. Er lässt zu, dass wir träumen und erfinden, Erlebtes verbinden und Transferleistungen erbringen. Er lässt uns streben nach neuen Horizonten und bringt uns dazu, unseren Kosmos fast grenzenlos zu erweitern. Das Video ist mit synthetischen Geräuschen unterlegt, um die natürlichen Bewegungen des Huhns zu entfremden, um somit die Kernaussage des Textes, als auch die der eigenen Interpretation zu untermalen.
DIE ILLUSION DES LICHTS
Ein Film von Rafael Abarico und Paula Rehberg
“Die unmittelbare, unbewegliche Grenze des Umfassenden – das ist Ort” Laut Aristoteles brauchen wir unsere eigene Grenzen um einen Raum zu definieren. Doch spaltet nicht eine Grenze zwei Räume? Was ist also auf der anderen Seite der Grenze? Und wo hört dann das Universum auf? Gibt es dort auch eine Grenze? Und kann Licht in seiner Unendlichkeit uns den unendlichen Raum zeigen? Ist man im Dunklen, sucht man nach dem Licht, der Aufklärung. Wir haben uns insbesondere mit dem Licht auseinander gesetzt. Das Licht dient dabei einerseits als Lichtquelle, anderseits gibt es uns das Gefühl, dass Universum sei ein unendlicher Raum. Durch Sterne und Planeten die für uns in der Dunkelheit am Himmel ersichtlich sind ergibt sich uns eine Illusion des Raumes. Wir wissen nicht ob es dort eine Ordnung oder nur eine Wiederholung gibt. In unserem Video wollen wir darstellen wie unterschiedlich Licht sein kann. Eine kleine Lichtquelle kann neue Lichtformen in den verschiedensten Größen und Anordnungen erzeugen, ohne dass man bestimmen kann wie groß der Raum in Wirklichkeit ist. Licht kann uns den Anfang des Raumes zeigen, aber nicht das Ende. Das Licht definiert so die Größe des Raumes, je mehr Licht desto größer erscheint er uns. Gibt es weniger Licht, kommt er uns auch kleiner vor. Gibt es kein Licht, gibt es keinen Raum.