Heterotopien

Textreseach von Tizian Rein & Ibra Ahulu N‘Diaye


 

Michel Foucault – Von anderen Räumen

Zu Beginn des Textes geht der Autor auf die Geschichte und Entwicklung des Raumes ein. Der mittelalterliche Raum der Lokalisierung, wird mit den Entdeckungen Galileis zum Raum der Ausdehnung und dieser wiederum zum heutigen Raum der sich in der Relation der Lage darbietet. Alle Orte sind so auf Relationsbündel zurückzuführen.

In unserer Installation zeigt sich diese Definition des heutigen Raumes in Form einer Anamorphose, die dem Betrachter je nach Standpunkt eine andere Raumwahrnehmung eröffnet.

Ein besonderes Interesse hat Foucault an den Räumen, welche gleichzeitig in Verbindung und auch im Widerspruch zu allen Orten stehen. Einerseits die Utopien, welche sich als Orte ohne realen Ort beschreiben lassen und andererseits die Heterotopien auf die im weiteren Text ein genauerer Focus gelegt wird.

Heterotopien sind Orte die außerhalb aller Orte liegen, sich aber durchaus genau lokalisieren lassen. Als Bespiel wird hier der Spiegel aufgeführt, der die Utopie des Spiegelbilds beinhaltet aber gleichzeitig auch wirklich existiert und eine Rückwirkung auf den Ort des Betrachters ausübt.


Die 5 Grundsätze der Heterotopien:

  1. Trotz sehr unterschiedlichen Formen in denen sie sich zeigen, lässt sich feststellen, dass Heterotopien eine Konstante aller menschlichen Gruppen sind.
  2. Innerhalb einer Gesellschaft haben Heterotopien genau festgelegte Funktionsweisen.
  3. Heterotopien haben die Fähigkeit eigentlich unverträgliche Orte an einem einzigen Ort nebeneinander zu Stellen.
  4. In den meisten Fällen stehen Heterotopien in Zusammenhang mit absoluten Brüchen mit der traditionellen Zeit und beginnen erst durch diese zu wirken.
  5. Heterotopien setzten ein System der Öffnung und Abschließung voraus, dass sie zugleich zugänglich macht und isoliert.
  6. Gegenüber dem gewöhnlichen Raum üben Heterotopien eine Funktion aus, die sich zwischen zwei extremen Polen bewegt.

Die Orte, die sich in den Motiven unserer Installation wiederfinden lassen veranschaulichen diese von Foucault beschriebenen Grundsätze und stechen als besonders klar ersichtliche Heterotopien heraus.
Psychatrien bezeichnet Foucault als Abweichungsheterotopien. Ein Ort an dem Personen die von den gesellschaftlichen Normen abweichen meist gegen ihren Willen untergebracht werden. Das trägt besonders den Aspekt der Öffnung und Abschließung in sich, da der Weg zu bzw. in diesen Ort von einem Gefühl begleitet wird. Dieses Gefühl die Normgesellschaft zu verlassen wird durch die Lage der auf der Installation zu sehenden Psychatrie bei Bad Honnef, noch verstärkt, da sich dieser Ort außerhalb der Stadt befinden und durch eine langezogene durch den Wald erschlossen wird.


Friedhöfe sind laut Foucault höchst merkwürdige Heterotopien. Sie bündeln in einem Ort die Verbindung zwischen dem größten Gegensatz überhaupm, nämlich dem zwischen Leben und Tod. Der Umgang mit diesem Gegensatz ist stark von der Gesellschaft in der man sich befindet geprägt. In der westlichen Welt sind diese Orte seit dem Mittelalter in einem stetigen Wandel. Friedhöfe die einst im absoluten Zentrum einer Stadt neben einer Kirche oder Kapelle angelegt waren wandern im Laufe der Zeit immer weiter an den Stadtrand oder sogar aus den Städten heraus. Grund hierfür ist eine sich verändernde Sichtweise auf die sterblichen Überreste im Bezug auf deren Risiko der Übertragung von Krankheiten aber auch die Auseinandersetzung mit dem Sterben im allgemeinen. Der
Melatenfriedhof in Köln, der auf der Installation zu sehen ist wurde aus hygienischen Gründen außerhalb der damaligen Stadtgrenzen errichtet. Trotz dieser negativen Behaftung die er demnach in der Gesellschaft einerseits hatte sind die Gräber und Denkmäler die an die verstorbenen erinnern sollen im Melatenfriedhof besonders prunkvoll und laden somit zum Besuch ein.

Zuletzt stellt Foucault das Schiff vor. Dieses Stück schwimmenden Raumes ist einerseits in sich verschlossen zugleich in der endlosen Weite des Meeres in der es von Ort zu Ort fährt. So ist für ihn das Schiff die Heterotopie „par excellence“. Überträgt man dies in unsere heutige Zeit dann wird das Schiff, als stärkste Repräsentation der Heterotopien durch die Ergänzung einer weiteren räumlichen Dimension noch übertroffen. Der Raum der dies in sich vereinheitlicht ist das Raumschiff. In unserer weiteren Bearbeitung der Semesteraufgabe „Interstellar Overdrive“ wollen wir die Heterotopie dieses Raumschiffs mit der des Friedhofes verknüpfen und entwerfen einen maximal heterotopen Ort.

Die Zukunftsvision eines Weltraumfriedhof.

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