Rebecca Hummelsiep und Lea Moelleken

über L‘Atlas und Erwin Heerich
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Der Künstler „L‘Atlas“, dessen Namen, genauso wie seine Werke, die ganze Welt zu verstehen weiss, ist ein Streetart Künstler aus Frankreich.
Angefangen mit Graffiti hat er nun das „Tagging“ und „Tapen“ für sich entdeckt und zählt zu den Pionieren der sogenannten „Tape Art“.Die für seinen Stil typische gerade Linienführung und rechten Winkel kommen den gestalterischen Möglichkeiten des Klebebandes entgegen.
Seine getapeten ,„aufgeklepte“ oder aufgemalten Kunstwerke finden sich hauptsächlich in den Städten auf dem Boden wieder. Für ihn sind die Städte gleichzeitig Leinwand und Quelle für seine Groundprints, seine Kompasse und seine Labyrinthe. Er möchte mit jedem einzelnen Kunstwerk in Erringung bleiben, so l‘atlas.
Inspiriert von seinem Kalligrafiestudium sieht er seine Arbeiten als eine einzigartige Handschrift des Schreibens in Form von Kalligrafie. Auf seiner Suche nach einer allgemein gültigen Form der urbanen Kommunikation erschafft L’ATLAS eine neue Sprache für die globalen Großstädte, die ebenso eine Sprache der Zeichen wie der Wörter ist.
Indem er die rechtwinkligen Formen der kufischen Schrift auf das lateinische Alphabet anwendet, entwickelt L’ATLAS seine eigene Typografie zu dem Zweck, seinen Namen als Labyrinth zu schreiben. In dieser Schreibweise ist jede Form ein Buchstabe und jeder Buchstabe eine Form – so ist jegliche Botschaft zugleich enigmatisch und ästhetisch.
Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören seine Labyrinth-Kompasse: Um sich in einer Stadt zurechtzufinden, orientiert sich L´Atlas wie viele Graffitikünstler an Tags und Graffitis. Er möchte also einen Orientierungspunkt inmitten der Stadt schaffen.

Ein bedeutender Bildhauer des 20. Jahrhunderts ist Erwin Heerich, der sich für die Schnittstelle von Architektur und Skulptur interessiert.
Erwin Heerich wird 1922 in Kassel geboren, nach dem Krieg beginnt er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. 1957 arbeitet er als Assistent Matarés in der Sommerakademie in Salzburg. Heerich gelangt wieder nach Düsseldorf, wo er von 1969 bis 1988 eine Professur an der Düsseldorfer Akademie erhält. Im Lauf der sechziger und siebziger Jahre entwickelt er in Zeichnungen und Graphiken ein umfangreiches Formen- und Anschauungsrepertoire. Im Jahr 2004 stirbt er in Meerbusch-Osterath.
In dem 2009 erschienenden Buch „Museum Insel Hombroich – Kann man das bauen?“, bei dem Erwin Heerich mitgewirkt hat, wird die Auffassung Erwin Heerichs erläutert.
Sein umfangreiches Werk entsteht aus der zielstrebigen Recherche im Bereich der isometrischen Zeichnung, die als Maßgabe und Gestaltungsvorgabe seiner Arbeit anzusehen ist. Das Interesse an der Strenge und Regelmäßigkeit raumgeometrischer Strukturen teilt Heerich mit den Vertretern der Klassischen Moderne. Allerdings stehen nicht die realisierten Architekturen, sondern vielmehr das skulpturale Verständnis der entwickelten und vermessenen Baukörper im Vordergrund seines Interesses.
Erwin Heerich verstand seine Gebäude als begehbare Skulpturen, die die Kunstsammlung Karl-Heinrich Müllers auf dem Museum Insel Hombroich beherbergen. Sie bilden in der Parklandschaft Stationen geometrischer Körper, die einzigartige Begegnungen mit Kunst, Natur und Architektur erlauben.
Das Labyrinth wurde von 1985 bis 1988 erbaut. Es ist ein quadratisches Gebäude von 39 Metern Seitenlänge und 6 Meter Höhe, das von außen mit Backstein verkleidet ist. Im Inneren ist eine Wegeführung, die von allen vier Seiten erschlossen wird und zu einem geschlossenem Raum im Zentrum führt. Diese Wege sind absolut identisch in der Wiederkehr ein und derselben architektonischen Situation und ergeben gerade in diesem absoluten Identisch-Sein die verwirrende Wirkung eines mythischen Labyrinths. Dabei gehen die einzelnen Räume ineinander über, so dass der Besucher in der von außen klar gegliederten Architektur die Orientierung verliert. Die skulpturale Architektur der Bauten haben eine unscheinbare Außenhaut, aber im Innern entfalten die schlichten, perfekt proportionierten weißen Räume ihre überzeugende ästhetische Wirkung.

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